Zwei Tage pro Woche für Tiktok und Co.: So wurde der Hitschies-CEO zum Social-Media-Phänomen
Philip Hitschler-Becker übernahm vor acht Jahren eine Firma in Schieflage. Heute geht es wieder bergauf – auch dank dem Einsatz des Chefs.
Das Familienunternehmen steckt in der Krise, als Philipp Hitschler-Becker vor rund acht Jahren die Führung übernimmt. Der heute 37-Jährige ändert damals beim Süßigkeiten-Hersteller nicht nur den Namen, aus Hitschler wird Hitschies. Auch beim Marketing geht er neue Wege und wird bei Tiktok & Co. selbst zum Gesicht der Marke, Auftritt am Ballermann inklusive. Im OMR Podcast erklärt der Unternehmer, wieso er einerseits den Umsatz auf 60 Millionen Euro verdreifacht hat, andererseits aber weiterhin auf der Suche nach einer Cashcow ist – und wie Hitschies es geschafft hat, sogar in Asien zum Hit zu werden.
Haribo hatte Thomas Gottschalk oder Michael "Bully" Herbig, Katjes setzte auf Heidi Klum oder Lena Gercke – und Hitschies? Die haben den Party-Philip. So steht es auf dem T-Shirt des Mannes, der auf einer Bühne im legendären Malle-Lokal Bierkönig steht und die Zeilen "Nasch dein Ding, dingeling" mitsingt. Party-Philip hat bei Tiktok Millionen Likes und bei Instagram fast 200.000 Follower*innen. Doch anders als die Promis bei den Konkurrenten Haribo oder Katjes kostet er den Süßwarenhersteller Hitschies keinen Cent – denn Party-Philip ist kein eingekauftes Testimonial, sondern der Chef persönlich.
2017 hat Philip Hitschler-Becker die Führung bei dem Familienunternehmen aus Hürth bei Köln übernommen. Damit hat die vierte Generation die Leitung übernommen, nachdem zwischenzeitlich familienfremde Manager mit der Führung des Süßigkeiten-Fabrikanten betraut waren. Als Hitschler-Becker übernimmt, macht das Unternehmen Verluste – und wer ihm zuhört bekommt schnell das Gefühl, dass es auch an Fehlern der damals verantwortlichen Personen gelegen haben könnte. "Wir haben einem Handelspartner Produkte als Eigenmarke geliefert und dabei noch Geld draufgelegt", erinnert sich Philip Hitschler-Becker. Mit damals 29 Jahren muss Hitschler-Becker eine Sanierung stemmen, der Umsatz halbiert sich zwischenzeitlich laut seiner Aussage auf 20 Millionen Euro, bevor er dann wieder steigt auf die heutigen rund 60 Millionen Euro.
Drachenzungen bei McDonald's
Dafür ändert Philip Hitschler-Becker beim Traditionsunternehmen nicht nur den Namen. Aus Hitschler wird Hitschies. "Das ist viel frischer, das ist viel jünger", sagt er. Und außerdem würde der neue Name perfekt die Mission des Unternehmens widerspiegeln: Hitschies wolle jedem ein Lächeln ins Gesicht zaubern – und das passiere schon automatisch, wenn man den Namen aussprechen wolle. Gleichzeitig ändert er auch die Produktstrategie. Hitschies verkauft plötzlich nicht nur die bekannten Oblaten mit Brausefüllung (früher: Brause-Flummis, heute: Brizzl-Ufos) oder Weingummi-Drachenzungen, sondern bringt auch Wassereis, Cerealien oder Energy-Drinks auf den Markt. Selbst bei McDonald's gibt es inzwischen Eis mit Hitschies-Füllung: McFlurry Drachenzunge.
Entstanden ist diese Kollaboration – und das beschreibt eine weitere Veränderung unter Hitschler-Becker sehr gut – durch ein Tiktok-Video. In dem Video fährt der Hitschies-Chef durch einen McDrive und bestellt einen McFlurry Drachenzungen, den es damals natürlich noch nicht gibt. Es ist ein Scherz, ein Prank, den Philip Hitschler-Becker aber wieder aufgreift, als er im Mai 2025 gemeinsam mit einem Marketing-Manager von McDonald's auf der Bühne des OMR Festivals zu Gast ist. Vor Ort nehmen die beiden live ein Video auf, in dem sie die Spekulationen um das McFlurry Drachenzunge anheizen, die wenige Wochen später Realität wird.
Wie Hitschies plötzlich in Südkorea Erfolg hatte
Soziale Netzwerk spielen bei der Comeback-Story von Hitschies eine große Rolle – speziell in Verbindung mit dem CEO des Unternehmens, der durch Auftritte wie auf Mallorca oder beim McDrive zum Gesicht der Marke geworden ist. Zwei Tage pro Woche gehen inzwischen für den "Nebenjob" als Creator drauf, schätzt Philip Hitschler-Becker. Das Unternehmen hat ein komplettes Content-Team aufgebaut, um Tiktok und Co. mit Content zu bespielen. "Unser Oberziel ist es, die digitale Candy-Brand zu sein", sagt Philip Hitschler-Becker: "TV-Werbung können wir uns überhaupt nicht leisten. Da ist aber auch nicht so unsere Zielgruppe. Wir fühlen uns wohl auf Tiktok, wir fühlen uns wohl bei Instagram, wir füllen uns wohl mit Google Ads – und dafür geben wir auch Geld aus."
Wozu diese Strategie führen kann, erlebte Hitschler-Becker in Südkorea. Durch Zufall ist man dort auf die Süßigkeiten aus Deutschland aufmerksam geworden – und hat die brizzelnden Ufos und Co. genutzt, um damit Mukbang-Videos zu produzieren. Bei dem Trend aus Südkorea filmen sich Menschen, wie sie geräuschvoll Essen verzehren. "Wir waren damals nicht mal in Südkorea", sagt Philip Hitschler-Becker. Inzwischen zählt das Land gemeinsam mit Japan neben Deutschland und Österreich zu den größten Märkten von Hitschies überhaupt.
Im OMR Podcast verrät Philip Hitschler-Becker außerdem, wie er mit der Marke international weiter expandieren will und wieso gerade die USA für schmerzhafte Erinnerungen sorgen. Außerdem gibt er Einblick in seine Content-Strategie und erklärt auch, warum er lieber Süßigkeiten produziert als Trend-Produkte wie Nahrungsergänzungsmittel.