Vom Kulturmagazin zur Multimillionen Fashion-Brand: Die irre Geschichte von 032c
Im OMR Podcast sprechen Jörg und Maria Koch über Zukunftsvisionen, Herausforderungen im Modebusiness und ihren Erfolg in Südkorea.
Jörg und Maria Koch haben aus einem Magazin eine der angesagtesten deutschen Modemarken von weltweiter Relevanz erschaffen. Im OMR Podcast haben sie verraten, wo sie gerne den nächsten Store eröffnen würden, welche Superstars Stammgäste bei ihren Shows auf der Pariser Fashion Week sind und warum Südkorea für sie einer der wichtigsten Märkte ist.
Ein Schlüsselmoment in der Geschichte von 032c führt fast zu Randale. 2018 ist das Berliner Label zum ersten Mal auf einer der wichtigsten Männermode-Messen eingeladen, der Pitti Uomo in Florenz, um seine Kollektion zu zeigen. Die Präsentation läuft gut, außergewöhnlich gut: „Danach kam einer der Obertypen von der Pitti rein und meinte: Ihr müsst das nochmal machen und nochmal und nochmal, weil um diesen Palazzo stand eine Riesenschlange, alle wollten das sehen“, erinnert sich Maria Koch. „Die hatten richtig Angst, dass es Randale gibt.“
Einfach mal machen
Stattdessen entsteht ein Hype, der für das Ehepaar Koch vieles verändert. 032c erfährt einen „irren Andrang“, große Orders, mehr Events – von kleinen italienischen Luxus-Boutiquen hin zum Londoner Designer-Kaufhaus Selfridges wollen alle ihre Kleidungsstücke haben. Rückblickend sagt Jörg Koch: „Man weiß eigentlich: Never believe the Hype. Aber wenn du einmal da drin steckst, vergisst man das natürlich." Das plötzliche Wachstum stellt die beiden vor neue Herausforderungen, anfangs fehlen die Strukturen und für ihr außergewöhnliches Unternehmensmodell gibt es praktisch keine Vorbilder, dadurch müssen sie sich im laufenden Prozess Lösungen finden. „Wir sind ja eigentlich die erste Zeitschrift oder das erste Medienformat, was in eine Fashion Brand transformiert worden ist.“
Jörg Koch ist Anfang 20, als er das Kulturmagazin 032c gründet. Am Anfang habe er weder kommerzielle Absichten noch wirklich Entrepreneur-Geist gehabt, sagt er. „Ich komme ursprünglich aus der Punk-Hardcore-Straight-Age-Szene, und da ist dieser Do-it-yourself-Aspekt ganz wichtig. Das heißt, dein Selbstverständnis ist: Du machst es einfach. Du gründest ein Plattenlabel, du organisierst Konzerte oder bringst ein Fanzine raus, aus einer intrinsischen Motivation heraus.“
032c: Kryptischer Code, universell lesbar
Dass das Projekt anfangs nicht kommerziell gedacht war, zeige schon der Name, findet er. 032c, das ist der Pantone-Farbcode Rot. "Das Spannende war, dass du einen relativ kryptischen Code hast, der aber universell lesbar hast: Du kriegst das gleiche Resultat in Tokio, Los Angeles, Mailand oder in Wuppertal. Aber am Anfang war es schon schwierig, das als Namen zu etablieren."
Die ersten drei Ausgaben lässt er auf Zeitungspapier drucken, Berliner Format, limitierte Auflage von 2000 Stück, internationale Distribution. Besonders Japan ist von Anfang an einer der wichtigsten Märkte: „Anfang 2000 war Berlin modetechnisch Sibirien, da gab es gar nicht den Resonanzraum, wie es ihn heutzutage gibt. Aber Japan ging sofort ab.“ Bis heute erscheint das Magazin zweimal pro Jahr und hat eine Art Coffeebook-Kultstatus erreicht. Drain Gang, Kim Kardashian, Frank Ocean, Travis Scott, Gucci Mane, Playboi Carti oder die K-Pop-Boyband BTS – sie alle waren schon auf dem Cover.
„Ohne Scheiß, die lieben uns“
Als sich Jörg und Maria Koch 2015 entschließen, auch beruflich zusammenzuarbeiten, kommt zum Printprodukt die Fashionbrand hinzu. Beide Geschäftszweige befruchten sich heute gegenseitig, sagen sie, mehrere Millionen Euro Umsatz lassen sich so erwirtschaften. Ihre neuen Kollektionen präsentiert Designerin Maria Koch jedes Jahr bei der Pariser Fashionweek, auch dort ist die Superstar-Dichte hoch. Zu den Frontrow-Stammgästen gehören unter anderen Bill Kaulitz, Caro Daur oder der US-Rapper Rich the Kid.
Inzwischen hat Südkorea Japan als wichtigster Markt überholt. Neben Berlin hat 032c in der Hauptstadt Seoul dort auch seinen bisher einzigen Store und trifft offenbar einen Nerv: „Ohne Scheiß, die lieben uns“, sagt Jörg Koch. Weitere Stores sind eines der Ziele für ihr weiteres Wachstum. Und Maria Koch weiß schon genau, wo sie den nächsten Store eröffnen würden: „In München, weil es da nichts Cooles gibt.“
Im OMR Podcast haben sie außerdem verraten, warum ausgerechnet ein Paar Socken zum Verkaufsschlager wurde, wofür sie Kapital von Investoren einsetzen würden, warum K-Pop-Stars auf dem Cover besser funktionieren als Kim Kardashian und wie sie 032c zu 100 Millionen Euro Umsatz führen wollen.